Rede der französischen Botschafterin Anne-Marie Descôtes anlässlich der Ordensverleihung zum Ritter der Ehrenlegionan S.E. Levan IZORIA

Berlin, 16. Dezember um 17:00 Uhr

„Exzellenz, [M. Levan IZORIA,

Ambassadeur de Géorgie en Allemagne],

Sehr geehrte Damen und Herren,

es geschieht häufig, dass ich in diesem Saal andere Botschafterinnen und Botschafter empfange. Jedoch ist es sehr selten, dass ich einen Amtskollegen, der zudem ehemaliger Verteidigungsminister seines Landes ist, mit einem französischen Orden auszeichne. Daher ist es mir eine besondere Ehre, Sie heute als Gast begrüßen zu dürfen, sehr geehrter Herr Botschafter. Ich heiße Sie und Ihre Gäste herzlich zu dieser Feierstunde willkommen, die mir die Gelegenheit dazu bietet, ganz besonders auf Ihre Verdienste um die französische-georgische Freundschaft einzugehen und Ihnen Ihre Ehrung zu überreichen. Ich habe es eben schon anklingen lassen: wir treffen uns heute im Zeichen der französisch-georgischen Freundschaft. Dass unsere beiden Länder Freunde sind, ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Sie, lieber Herr IZORIA, haben in den vergangenen Jahren dank Ihrer politischen Ämter einen erheblichen Teil zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen.

Bevor Sie jedoch politische Ämter in Georgien übernehmen konnten, absolvierten Sie zunächst an der Universität Tiflis ein Studium der Rechtswissenschaften. Ab dem Masterstudium bis hin zur Promotion verbrachten Sie die Studienzeit in Deutschland an der Universität Göttingen. Einige Tätigkeiten an Lehrstühlen für Rechtswissenschaft der Universitäten Tiflis und Göttingen folgten, und Sie festigten Stück für Stück Ihren Ruf als ausgezeichneter Kenner Deutschlands. Auch schätzte auch die Konrad-Adenauer-Stiftung Ihre Expertise für den südlichen Kaukasus, da Sie in den Jahren 2003 und 2004 als Repräsentant des Stiftung für diese Region tätig waren.

Sie kehrten jedoch erneut nach Deutschland zurück und verbrachten von 2007 bis 2009 einen Forschungsaufenthalt an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und machten in den Jahren 2010 und 2011 Station am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg. Vor der Übernahme von politischen Ämtern folgten noch mehrere Lehrtätigkeiten an georgischen Universitäten. Lieber Herr IZORIA, Ihren Lebenslauf in Kürze nachzuempfinden lässt bei uns überzeugten Europäerinnen und Europäern das Herz höher schlagen. Es scheint, als ob Sie seit dem Beginn Ihrer Laufbahn den Geist Europas in sich aufgesogen hätten: Sie haben in Ihrer Heimat Georgien das Jurastudium begonnen und die Mobilität in den folgenden Studienjahren sowie während der darauffolgenden Tätigkeiten dazu benutzt, um sich eine Expertise in internationalem und europäischem Recht aufzubauen. Dennoch sind Sie Ihrem Heimatland treu geblieben und konnten stets Stationen in Georgien in Ihre Laufbahn integrieren. Daraus spricht eine Weltoffenheit, die in Europa gerade heute wichtiger denn je ist.

Während Ihrer Jahre als Verteidigungsminister Georgiens wurde Ihre Freundschaft mit der Europäischen Union erneut offensichtlich. Als Sie das Amt im August 2016 übernahmen, befanden sich bereits seit zwei Jahren georgische Soldaten an der Seite von Soldaten der EU-Mitgliedsstaaten in der Zentralafrikanischen Republik. Dies ist eine wichtige Stütze der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union vor Ort, da die georgischen Streitkräfte das zweitgrößte Truppenkontingent im Rahmen der Operation EUFOR im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik während Ihrer Amtszeit stellten. Auf diese Weise hatte Frankreich das Vergnügen, die enge Kooperation mit Ihnen und Georgien auszubauen.

Auch am Einsatz von NATO-Truppen in Afghanistan waren die georgischen Streitkräfte beteiligt. Gegenüber dem französischen Verteidigungsminister, Jean-Yves LE DRIAN, bekräftigten Sie schnell die Bereitschaft Georgiens, als strategischer Partner der Europäischen Union auch weiterhin für die Mission in der Zentralafrikanischen Republik zur Vefügung zu stehen. Diese große Hilfsbereitschaft wusste und weiß Frankreich sehr zu schätzen. Sie zeugt von einer außerordentlichen Hinwendung Ihres Landes zur Europäischen Union vor dem Hintergrund einer voranschreitenden Globalisierung. Diese macht es an immer mehr Stellen erforderlich, pragmatische Partnerschaften zu schließen und Allianzen zu bilden, um den Frieden und Zusammenhalt auf dem europäischen Kontinent zu sichern.

Ihr Austausch mit Jean-Yves LE DRIAN ist Frankreich besonders positiv in Erinnerung geblieben, da Sie deutlich machten, dass Georgien an einer reellen, gleichberechtigten Kooperation interessiert ist. Auch die Beschaffung von Material durch die georgischen Streitkräfte bei den europäischen Partnern erfolgte in dem Wissen, dass diese Geste des Vertrauens für alle beteiligten Akteure zur Stabilisierung der Sicherheit auf dem europäischen Kontinent beitragen wird.

Durch Ihre Nähe zur Union stellten Sie Ihr Land zum einen ganz klar ins Licht der Wertegemeinschaft der „27“. Zum anderen zeigten Sie sich dazu bereit, sich nach dem Bedarf der großen Gemeinschaft zu richten. Diese Haltung erzeugt seither eine Vertrauenssituation, die Frankreich ausdrücklich begrüßt. Das Vertrauen, welches unsere beiden Länder sich seither schenken, ist umso wertvoller als unsere europäischen Werte in den letzten Jahren immer wieder durch nationalistische und antidemokratische Tendenzen unter Beschuss geraten.

Lieber Herr IZORIA, ein so enges Vertauensverhältnis, wie Frankreich mit Georgien verbindet, und eine so enge bilaterale Kooperation in Verteidigungsfragen entstehen nicht von ungefähr. Sie sind die Früchte eines permanenten Dialogs und einer Nähe, die Sie aufgebaut haben und die Sie pflegen. Diese Bindungen sind von unschätzbarem Wert. Frankreich ist Ihnen daher zu großem Dank verpflichtet und schätzt sich sehr glücklich, auch zukünftig mit Ihnen und Ihrem Land und den am Dialog beteiligten Ministerien und Behördern diesen Dialog fortsetzen zu dürfen. Ich überreiche Ihnen nun Ihr Ordensabzeichen eines Ritters der französischen Ehrenlegion.

Monsieur Levan IZORIA, au nom du Président de la République, nous vous remettons les insignes de Chevalier de la Légion d’honneur.“